Heute Morgen um halb 10 habe ich mich wieder mit Yuta und Minatsu für unser
Projekt getroffen. Wir haben gemeinsam einige Stichpunkte für den
Forschungsantrag gesammelt und uns ein Design für ein Armband mit Sensoren zur
Steuerung unserer Anwendung überlegt. Danach waren wir in der Mensa zu Mittag
essen.
Nach dem Mittagessen war Frau Prof. Nakakoji aus Kyoto für einen Vortrag über
das Thema Interaktionsdesign eingeladen. Der normale Ingenieur befasst sich
höchstens mal mit dem Design der Schnittstelle um seine Anwendung oder ein Gerät
zu steuern. Der Nutzer muss also lernen wie er mit der Anwendung oder dem Gerät
umzugehen hat. Der Interaktionsdesigner hingegen geht von den Gewohnheiten des
Nutzers aus und gestaltet die Bedienung so, dass der Nutzer intuitiv mit der
Anwendung oder dem Gerät umgehen kann. Nach ihrem Vortrag durften wie unsere
Forschungsthemen in je 2 Minuten kurz vorstellen und sie hat versucht uns Tipps
zu geben, worauf wir beim Design achten sollen oder über welche Aspekte wir uns
Gedanken machen sollten. Der Vortrag war interessant und die Tipps auch
einigermaßen hilfreich.
Heute war wieder so ein anstrengender Tag. Den Vormittag habe ich damit
verbracht, die ganzen Veröffentlichungen zur akustische Detektion von Ironie
zu lesen. Dabei hat sich in meinem Hinterkopf die Idee zur akustischen Detektion
von Emotion eingenistet. Ich habe meine Erkenntnisse aus den Veröffentlichungen
auf einem A4 Blatt zusammengekritzelt und bin um 13 Uhr, nach einem kurzen Stop
für was zu Essen, zur Diskussionsrunde an die Uni gefahren. Wir haben in 3
verschiedenen Konstellationen (Pro-Kontra-Richter) insgesamt 2,5 Stunden
diskutiert. Hat Spaß gemacht, aber war super anstrengend. Die Luft wird in dem
Raum immer sehr schnell knapp und obwohl die Temperatur draußen mit 21 Grad sehr
angenehm war, ist der Raum dank unserer rauchenden Köpfe schnell zum Kochtopf
mutiert :D
Mein Wecker hat um 5 vor 7 Uhr geklingelt. Am liebsten würde ich mich umdrehen
und weiterschlafen. Naja, selber Schuld, wenn man bis 2 Uhr wach bleibt.
Nach der Dusche bin ich etwas fitter. Ich frühstücke und fahre dann zur
Teamrunde meiner Arbeitsgruppe. Der Professor ist heute nicht anwesend, was die
japanischen Studenten immer dazu verleitet ihre Vorträge in ihrer Muttersprache
zu halten. Erfreulicherweise gibt nur einer der beiden Vortragenden dieser
Versuchung nach. Nach insgesamt 3 kurzen Vorträgen sind wir, viel früher als
sonst, schon um halb 11 fertig. Ich nutze die Zeit bis zum Mittagessen, um den
Grafiktreiber für meinen PC zu installieren und danach entsetzt festzustellen,
dass die Oculus Videobrille weitere Ansprüche an die Hardware stellt. Um in
absehbarer Zukunft endlich fortfahren zu können, bestelle ich sofort eine USB
3.0 Karte. Wenn ich die Karte habe und dann noch was gefordert wird, explodiere
ich :D
Es ist gerade 1:30 Uhr am Montag Morgen. Mein Wochenende war, gelinde gesagt,
eintönig. Ich habe mir sowohl Samstag als auch Sonntag den Kopf darüber
zerbrochen, was ich Morgen (Montag ist erst nachdem ich geschlafen habe :P)
zum Abschluss des Laboraustauschs mit der Machine Learning Gruppe vortrage.
Die ursprüngliche Vorgabe war es darüber zu referieren, was ich in der Zeit dort
Gelernte und wie ich es in meiner eigenen Forschung anwenden kann. Mein Problem,
von 4 Mal da sitzen und zuhören lerne ich nichts und bislang ist mein Thema noch
nicht entschieden. Was mache ich also?
Ich hab es um halb 8 aus dem Bett geschafft und bin zur Machine Learning
Vorlesung gefahren. Der Unterricht war diesmal etwas interessanter als letzte
Woche. Wir haben uns mit der Erkennung von handschriftlichen Zahlen beschäftigt.
Ein Klassiker, wenn man sich zum ersten Mal mit Neuronalen Netzwerken
beschäftigt. Nach circa 15 Minuten Training von mehr als 50000 handgeschriebenen
Zahlen ist der Computer in der Lage 95 Prozent der Testdaten richtig zu
erkennen. Das beste Ergebnis das bislang erzielt wurde, liegt bei 99.79 Prozent
und übertrifft den Menschen um mehrere Hundert Zeichen.
Heute war die letzte Vorlesung zum Thema drahtlose Sensornetzwerke. Wir haben
unsere Ideen für Sensornetzwerke an der Uni oder zum persönlichen Gebrauch
vorgestellt. Dabei ist mir zum wiederholten Mal aufgefallen, dass Japaner sehr
auf Effizienz bedacht zu sein scheinen. Einer der Studenten hat sich eine genaue
Vorhersage der Ankunftszeiten des Busses gewünscht, da der, anders als sonst
immer von Japan berichtet, nicht immer nach Plan fährt. Würden die Studenten die
genauen Abfahrtszeiten sehen, könnten sie “die verbleibende Zeit effizienter
nutzen”. Unglaublich, als ob Studenten hier nicht schon genug zu tun hätten.
Minatsu in meinem Wohnheim hat auch so eine Einstellung. Sie schaut Videos auf
Youtube grundsätzlich bei doppelter Geschwindigkeit an, um die Zeit die sie
vertrödelt zu halbieren. Außerdem hat sie einen sehr ungesunden Schlafrhythmus,
nämlich gar keinen. Sie hat eine App für ihr Handy in der sie notiert, wann sie
schlafen geht und wann sie wieder aufsteht. Ich hab die Daten für ein Jahr
gesehen. Keine feste Schlafenszeit, als ob sie permanent um die Erde reisen
würde. Verrückt.
Heute habe ich den ganzen Vormittag damit zugebracht einen Report zur naiven
Bayes Klassifikation zu schreiben. Statistik ist ja so gar nicht mein Ding. Das
Mittagessen habe ich ausgelassen und bin direkt zur Vorlesung.
Zunächst hat ein Professor aus dem Bereich Social Robotics vorgesprochen. Eine
seiner Arbeiten war unter anderem, das Lernverhalten von Kindern zu untersuchen,
die Unterricht mit einem ungezogenen Roboter besuchen. Fazit ist, die Kinder
korrigieren das Verhalten des Roboters und lernen dabei selbst viel mehr als
ohne den Roboter.
Heute habe ich mich um 10 Uhr zur Vorbereitung auf die nächste Debatte im
Unterricht mit meiner Gruppe (Kozaki, Itoigawa und Shikine) in der Bibliothek
der Universität getroffen. Bei 28 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von über 70
Prozent macht es nicht wirklich Spaß mit einem Rucksack auf dem Rücken Fahrrad
zu fahren. Ich hab einige Optionen, um das in Zukunft zu vermeiden:
früher losfahren (das wird eher nicht passieren, so spät wie ich immer ins
Bett komme)
ein Gepäcknetz für meinen Fahrradkorb kaufen, damit mir der Rucksack mit dem
Laptop da nicht rausfliegt (die Bordsteinkanten sind zwar abgesenkt, aber das
knallt trotzdem jedesmal ganz schön und der Rucksack macht einen kleinen Satz)
ich muss wir was einfallen lassen, wie ich meine Daten zwischen der Uni und
dem Wohnheim transportiere und am Besten auch noch mobil darauf zugreifen kann
(mit dem Handy geht das nur bedingt und ein Tablet mit dem ich Arbeiten möchte
muss erst noch erfunden werden)
Wir haben bis Mittag die Rollen und ein paar Aufgaben bis zum nächsten
Unterricht verteilt. Rollen im Sinne von wer kümmert sich um die
Einleitungsargumentation, wer beantwortet die Fragen der anderen Partei, wer
findet die Schwachstellen in der Argumentation der gegnerischen Partei und bohrt
nach und wer fasst am Ende alles in einem schönen Statement zusammen. Da wir
sowohl die positive, als auch negative Seite vertreten müssen, hat jeder 2
Rollen bekommen, damit wir uns auch mal abwechseln können. Für den Fall, dass
wir die befürwortende Partei sind, bin ich für den Angriff der gegnerischen
Argumente zuständig. Für den anderen Fall fasse ich am Ende alles zusammen.
… mit Montag. Wie jede Woche beginnt der Tag mit der Gruppenrunde im Labor.
Heute kann ich mich irgendwie nicht dazu bewegen den Vorträgen zu folgen. Erst
am Ende werde ich aus meiner Geistesabwesenheit gerissen, als ich mit meinem
Fortschrittsbericht an der Reihe bin. Viel zu berichten gibt es allerdings
nicht. Ich habe Hausaufgaben gemacht und Lua als neue Programmiersprache für
mich entdeckt. Wen es interessiert, der kann hier mehr über die Sprache lesen.
Gestern Nacht habe ich bis halb 4 programmiert, weil ich Spaß dran hatte. Ist
eine Weile her, dass mich eine Aufgabe so (positiv) gefesselt hat.
Dementsprechend spät bin ich heute aufgewacht. Ich glaube es war halb 1.
Nach einer schnellen Dusche und Frühstück, habe ich eine Ladung Wäsche gewaschen
und mich an den Schreibtisch gesetzt, um den letzten Report fertig zu schreiben,
bevor am Montag der nächste kommt. Danach habe ich nach Quellen gesucht, um
meine Argumente beim Diskutieren belegen zu können.