Gestern wäre eigentlich der Termin für die jährliche Gesundheitsuntersuchung
meines Fachbereichs gewesen. Leider hatte ich Unterricht, den ich mir auch noch
selbst ausgesucht hatte. Aber es ist angeblich auch in Ordnung zu Terminen der
anderen Fachbereiche zu gehen und ich habe heute Morgen genug Zeit. Denke ich.
Der Check-Up testet alles Querbeet. Größe und Gewicht, Urin, Blutdruck, kurzer
Stop beim Arzt zum Abhören des Herzschlags, kurzer psychologischer Fragebogen,
Röntgen der Lunge und überprüfen der Sehschärfe. Nach 1 Stunde und 45 Minuten
ist alles geschafft. Gerade rechtzeitig für den ersten Unterrichtsblock.
Für heute Morgen hat meine Gruppe ein Treffen vereinbart, um uns ein Thema für
unsere Projekt basierte Forschung zu überlegen. Als ich um kurz nach 8 aus der
Dusche steige und mich zum gehen fertig machen will, sehe ich die Nachricht von
Yuta, der das Treffen verschieben will. Nach etwas hin und her verschieben wir
es auf 17 Uhr. Ich kann es ja überhaupt nicht leiden, wenn sich mein Tagesablauf
so unerwartet ändert. Wenn ein Termin von vornherein schon unsicher ist, kann
ich damit arbeiten, aber in diesem Fall hatte ich fest damit gerechnet, dass wir
uns treffen. Wenigstens ist es noch am gleichen Tag.
Der Montag beginnt früh. Um 8:40 Uhr findet Unterricht zum Thema Interaktion
statt. Es geht um Sensoren und Digitalisierung von Human Interaktion.
Danach eine Unterrichtsstunde zu Human Interface Design. Sehr interessant.
Wir haben uns drei Zukunftsvisionen von Apple 1987, dem Japanischen
Telefonkonzern NTT Docomo 2013 und Microsoft 2015 angesehen. Im Anschluss
gab es eine Diskussion darüber, welche der Technologien bereits existieren und
welche es bald geben könnte, bzw. aus physikalischen Gründen nicht geben wird.
Heute habe ich nichts zu tun und bleibe deshalb etwas länger im Bett liegen. So
kann ich endlich etwas in dem Roman Ready Player One von Ernest Cline lesen,
den ich von Karlos (Australien) geschenkt bekommen habe. Keine Ahnung wo er das
Buch auf Deutsch her hat. Im Anschluss daran habe ich noch einige Vokabeln
wiederholt, bis mich der Hunger zum Aufstehen bewegt hat. Nach dem Frühstück
habe ich es mir auf dem Sofa im Gemeinschaftsraum gemütlich gemacht und den
Rest des Tages nach Literatur Rund um mein Forschungsthema gesucht und mir
überlegt was ich für die Forschung an Geldmitteln beantragen muss. Dazu werde
ich mich am Freitag mit meinem Betreuer treffen. Bislang sind mir nur ein paar
Sachen eingefallen. Ich werde Audiomaterial (bzw. Audio-Datenbanken) brauchen
und mehrfach im Monat Fahrtkosten zur Keio Universität in Tokio haben, da dort
die Einrichtung für Menschen mit Autismus ist. Außerdem habe ich nach Workshops
gesucht und einen in Stockholm gefunden. Ich hoffe, dass ich darf da
bezahlterweise Hinfliegen und hinterher eventuell ein paar Tage dran hängen
darf, dann könnte ich einen Abstecher nach Deutschland machen :)
Der erste Samstag an dem ich mal nicht aufstehen und irgendetwas machen muss.
Ich bleibe bis kurz nach 8 Uhr liegen, lese und wiederhole Vokabeln. Zum
Frühstück gibt es Toast mit Nusscreme (schmeckt ganz gut, obwohl Nutella noch
besser wäre). Nach der Dusche nehme ich einen Teil meiner Wäsche ab und räume
meinen Schreibtisch auf. Gegen 11 Uhr bin ich mit Chun Kwang verabredet. Die
Arbeitsgruppe hat ein Hanami-Picknick organisiert und wir wollen vorher noch
Knabberkram einkaufen gehen. Beim Hanami geht es, anders als man vielleicht
denken könnte, nicht um die schöne Kirschblüte, sondern viel mehr um das
Herabfallen derselben. Das markiert (inoffiziell) den Jahreswechsel in Japan.
(Vielleicht war das aber auch nur ein Scherz von unserem Betreuer.)
Freitag. Fast Wochenende. Bevor ich die Füße hochlegen kann, muss ich noch
meinen Vortrag halten und ein paar Formulare abgeben. Um kurz vor 9 Uhr ist das
wöchentliche Treffen der Arbeitsgruppe. Ich bin als Vorletzter mit meiner
Präsentation dran. Zuerst die vier neuen Masterstudenten und dann noch Luis aus
Peru. Als ich endlich anfangen kann, ist meine geplante Zeit schon um, weil der
Betreuer so viele Fragen gestellt hat. Nach mir ist noch Chun Kwang dran, dann
geht es zum Mittagessen. Da die anderen mir zu lange brauchen, gehe ich heute
schon mit Floris (Holland) vor. Es gibt - Achtung Überraschung - Reis :D
Erstaunlicherweise hab ich ihn nach zwei Wochen noch nicht über.
Heute morgen habe ich endlich meinen Vorhang aufgehängt. Zumindest einen vor das
große Fenster. Wenn ich mir eine Schere gekauft habe, kann ich das untere Ende
abschneiden und für das kleine Fenster über dem Bett verwenden.
Um 8 Uhr bin ich mit dem Bus zur Uni gefahren, um mir jeweils die Einführung zu
mehreren Kursen anzuhören. Ich habe für dieses Jahr zwar schon genug Punkte
durch mein Masterstudium angerechnet bekommen, aber ich denke es gibt noch das
ein oder andere Thema, von dem ich noch keine oder nicht genug Ahnung habe.
Der erste Kurs ist Smart Human Sensing. Es geht um verschiedene Sensoren mit
denen Reaktionen des Körpers gemessen werden können, Sensornetzwerke und ein
bisschen um Netzwerktechnik. Klingt insgesamt ganz spannend und wir werden
vieles aus den Vorlesungen an uns selbst ausprobieren dürfen. Den Kurs werde ich
definitiv belegen. Im zweiten Block geht es um Computational Neuroscience. Da
ich so einen Kurs schon in Oldenburg an der Uni gemacht habe, streiche ich
diese Vorlesung wieder aus meinem Kalender.
Da ich meine Vorhänge noch immer nicht aufgehängt habe, wurde ich heute morgen
wieder von der Sonne geweckt. Ich habe gut 3 Stunden bis die erste Veranstaltung
an der Uni beginnt. Nach einer heißen Dusche und ein paar Scheiben Toast mit
Erdbeermarmelade stelle ich mir meine Aufgabenliste für den Tag zusammen.
Der Weg zur Uni ist von Kirschblüten gesäumt.
In der ersten Vorlesung wird uns ein kurzer Überblick über die Fachbereiche
gegeben, die an der Labor-Rotation teilnehmen. Wir müssen für 3 Wochen je 2
andere Labore besuchen und am Ende einen kurzen Vortrag halten, was wir gelernt
haben und wie wir uns das Gelernte in unsere Forschung helfen kann. Nach der
ersten Stunde (die eigentlich schon die Zweite ist) gibt es Mittagessen.
Zwischen dem Mittagessen und dem zweiten Unterrichtsblock sind noch ein paar
Minuten Zeit, so dass ich den Bericht über den Workshop schreiben und an meinen
Institusleiter schicken kann. 5 Minuten später kommt eine kurze Mail mit den
Worten “OK.” zurück.
Heute bin ich 2 Stunden vor meinem Wecker aufgewacht, der erst für 8 Uhr
gestellt war. So hatte ich endlich etwas Zeit den Antrag zur Übernahme meiner
Leistungen aus dem Masterstudium fertig auszufüllen und an Herrn Hirokawa
weiterzuleiten. Um 10 Uhr hatte ich einen Termin im Sekretariat der Uni, um
einige Fragen bezüglich weiterer Unterlagen zu stellen und einen Teil meiner
Mitbringsel abzugeben. Die Damen im Büro haben jeweils etwas Nivea, Handcreme,
Tempotaschentücher und Schokolade bekommen.
Nach 12 Stunden Schlaf geht es mir deutlich besser. Ich habe keine Kopf- und
auch keine Gliederschmerzen mehr. Und meine Temperatur fühlt sich auch normal
an. Für 10 Uhr ist eine Orientierungsveranstaltung angesetzt, bei der uns
erklärt werden soll, für welche Forschungsbezogenen Aktivitäten wir Geld
bekommen können und welche Formulare wir dafür ausfüllen müssen.
Nach der Orientierung gehen wir (die 6 neuen Studenten) gemeinsam zum
Mittagessen. Wir verstehen uns alle super und ich denke bekommen gute Freunde.
Um Zugang zu dem Gebäude zu bekommen in dem mein Schreibtisch steht, gehe ich
nach dem Essen zum EMP Office. Außerdem habe ich ein paar Fragen zur Erstattung
der Fahrtkosten vom Workshop am Wochenende. Weil Sie noch ein Dokument von mir
brauchen, das im Wohnheim liegt, gehe ich es holen und treffe Chun Kwang, der,
aus unerfindlichen Gründen, im Besitz von 1000 Euro ist und diese gerne
Umtauschen möchte. Zum Glück gibt es an der Universität gibt es eine Bankfiliale
die das anbietet. Als das erledigt ist, treffen wir zufällig Minatsu, die gerade
ebenfalls zurück zum Wohnheim läuft, also gehen wir zu dritt. Gegen 17 Uhr sind
wir im Gemeinschaftsraum und jeder arbeitet etwas für sich. Ich muss noch
einige Emails beantworten. Um kurz vor 18 Uhr kommt Sano, ein Japaner aus dem
höheren Semester, mit einer schweren Kiste in den Raum. Er hat Snacks, Getränke
und Essen für die Willkommens-Party für uns neue Studenten dabei.