Diese Nacht habe ich nicht sonderlich gut geschlafen. Irgendein elektrisches surren im Zimmer hat mich wachgehalten. Ich konnte leider nicht ausmachen, wodurch es verursacht wurde. Als ich um kurz nach 6 Uhr wieder aus dem unruhigen Schlaf geweckt wurde, versuchte ich gar nicht erst mich nocheinmal umzudrehen, da ich sowieso für 7 Uhr zum Frühstück verabredet war. Während ich auf Chun Kwang wartete, kam auch Taisei aus dem Zimmer und wir gingen zu dritt ans morgentliche Buffet.
Um 4:45 Uhr klingelt mein Wecker. Draußen ist es noch dunkel. Als ich wieder aus der Dusche komme, ist es schon wesentlich heller. Zum Frühstück gibt es ein Rosinenbrötchen. Um halb 6 treffe ich mich mit Minatsu, die gerade Ihren Master in unserer Arbeitsgruppe anfängt, und Chun Kwang im Erdgeschoss. Draußen regnet es in Strömen, deswegen versuchen wir uns ein Taxi zu rufen, haben aber leider kein Glück. Die erste Firma hat gerade keine freien Taxis, die zweite hat noch geschlossen und bei der dritten geht niemand ans Telefon.
Der Tag beginnt mit Regen. Sehr viel davon. Zum Glück habe ich mir schon einen Regenschirm gekauft. Trotzdem nehme ich lieber den Bus zur Uni. Um 9:30 Uhr beginnt die Orientierungsveranstaltung des Fachbereichs. Dachte ich jedenfalls. Als Chun Kwang und ich dort ankamen, waren 15 Leute aus dem Fachbereich und dem Sekretariat anwesend. Unsere Tutorin Aki Yamada, die ebenfalls zum Lehrkörper gehört, erklärte uns, dass die Anwesenden alle nur für uns 2 gekommen sind.
Um 9 Uhr startet das erste Seminar, in dem Professor Suzuki die aktuelle Zusammensetzung der Arbeitsgruppe darstellt und den Japanern erklärt, warum er es für besser hält, dass Sie Englisch lernen, statt den “Ausländern” Japanisch beizubringen. Es ist schlichtweg einfacher, da die Sprache aus weniger Zeichen besteht. Die Arbeitsgruppe besteht zu einem Viertel aus Nicht-Japanern und umfasst derzeit rund 40 Leute. Davon sind etwas mehr als ein Viertel Doktoranden. Die Neuzugänge, darunter auch Ich, müssen sich den anderen kurz vorstellen.
Der Wecker klingelt und ich stehe auf um zu duschen, aber es kommt nur kaltes Wasser, also lass ich es ausfallen. Um 8:30 Uhr treffe ich mich mit Kuang Chung vor dem Wohnheim um Frühstück zu kaufen und zur Uni zu der am Vorabend angekündigten Besprechung zu laufen. Eine Gruppe von 14 japanischen Bachelor und Masterstudenten erwartet uns. Wir schaffen es beide uns in Japanisch vorzustellen. Ein Doktorrand nimmt sich unserer an und weißt uns einen Platz, während die Studenten den Raum für die Besprechung vorbereiten und das Whiteboard putzen.
Heute geht es endlich in mein Zimmer im Wohnheim. Falls irgendein Geldautomat meine Kreditkarte heute annimmt. Vor lauter Aufregung vergesse ich im Laden einen Blick auf die Verpackung meines Frühstücks zu werfen, sonst wäre mir vielleicht aufgefallen was ich da kaufe. Auf den ersten Blick sieht es aus wie gewöhnliches Sushi. Aber gleich nach dem ersten Bissen wurde mir ein bisschen anders. Natto! Natto sind gekochte Bohnen, die anschließend vergoren werden.
Ich bin spät aufgestanden und hab nach dem Duschen endlich die Dokumente für das Wohnheim ausgefüllt. Dann hab ich in dem Buch gelesen, das ich mir in der Bücherei ausgeliehen hatte. Japanische Märchen. Der Affe scheint hier nicht so beliebt zu sein, da er in der Hälfte der Märchen die ich gelesen habe immer der Böse war, der am Ende bestraft wird. Am Nachmittag musste ich dann doch noch raus, weil es mir so ganze ohne Bewegung etwas kalt wurde.
Komische Nacht. Ich habe gefühlt nicht geschlafen und bin um 4 Uhr aufgewacht. Weiterschlafen ging dann aber trotzdem und plötzlich war es halb 8. Ich hatte für heute keinen Plan gemacht und so konnte ich mir Zeit lassen mit aufstehen und duschen. Hunger hatte ich irgendwie auch keinen, also ging ich ohne Frühstück aus dem Haus. Vielleicht finde ich ja das Wohnheim in dem Stefanie untergekommen ist. Einfach mal hinlaufen. Sah eher wie ein moderner Wohntrakt aus.