Sonntag
Komische Nacht. Ich habe gefühlt nicht geschlafen und bin um 4 Uhr aufgewacht. Weiterschlafen ging dann aber trotzdem und plötzlich war es halb 8. Ich hatte für heute keinen Plan gemacht und so konnte ich mir Zeit lassen mit aufstehen und duschen. Hunger hatte ich irgendwie auch keinen, also ging ich ohne Frühstück aus dem Haus. Vielleicht finde ich ja das Wohnheim in dem Stefanie untergekommen ist. Einfach mal hinlaufen. Sah eher wie ein moderner Wohntrakt aus. Schien es auch zu sein. Hinter der ersten Türe wartete eine Zweite, die durch eine/n Bewohner/in geöffnet werden musste. Leider kenne ich Ihre Zimmernummer nicht und so gehe ich unverrichteter Dinge wieder. Nachdem die Sonne schien und es schön warm war ging ich um den südlichen Teil von Tsukuba zu erkunden. Auf der Karte sehe ich einen größeren Park, das soll mein Ziel sein. Der Weg dorthin ist, bis auf einen kleineren Park mit schön angelegtem Eingang, nichts interessantes. Kleine Geschäfte, Restaurants und dazwischen einige Wohnhäuser.
Als ich am Eingang des Parks ankomme, sehe ich beim Überqueren der Straße eine Bäckerei nach österreichischem Vorbild der ich nicht wiederstehen kann.
Sie scheint sehr beliebt zu sein, da relativ wenig in den Regalen liegt und eine Angestellte mit mehreren Tablets Nachschub hereinträgt. Ich entschied mich für ein Rosinenbrötchen und ein Würstchen im Schlafrock, wobei das Würstchen in einem Hefezopf steckte.
Mein Hunger auf Frühstück hielt sich noch immer in Grenzen, daher ging ich erst eine Runde durch den Park. Auf halbem Weg kreuzte eine Horde alter Menschen meinen Weg und begleitete mich ein Stück um den großen Teich der sich in der Mitte des Parks befand. Auf der anderen Seite machten Sie halt zum kollektiven Strecken.
Nachdem ich meine Runde durch den Park beendet hatte, suchte ich mir eine Parkbank und aß mein Frühstück. Dann lief ich einen Umweg, um auch noch einen Teil von Tsukubas Osten zu sehen. Ich kam durch Stadtteile die älter zu sein schienen als das heutige Zentrum. Mit Treffpunkten und Einkaufszeilen die das selbe Schicksal teilen, wie solche in Städten die ein Mega-Einkaufszentrum gebaut haben. Als ich am Stadtrand angelangt war, sahen einige der Vorgärten schon sehr nach Frühling aus.
Außerdem konnte ich die 2 Gipfel vom Berg Tsukuba in der Ferne sehen. Bis zum Fuß des Berges sollen es nur knapp 20 km sein. Das sollte mit einem Fahrrad gut machbar sein…
Als ich wieder am Stadtzentrum vorbeilief, beschloss ich nochmal in den Park von Gestern zu gehen, um zu sehen ob ich auf den Aussichtsturm komme. Da ich aus einer anderen Richtung kam und die Sonne schien, sind mir gleich Schildkröten auf einer der Inseln im See aufgefallen.
Der Turm war auch am Vortag geöffnet, ich war einfach nur zur falschen Zeit dort. Für den Preis von 100 Yen (ca. 90 Cent) durfte ich den Aufzug nach oben nehmen.
Von dort oben hatte ich einen tollen Blick über die Stadt und endlich einen guten Verwendungszweck für meine 360 Grad Kamera gefunden. Die Fotos findet ihr hier. Wer nicht schwindelfrei ist, sollte besser nicht nach unten sehen!
Da mir die Füße vom vielen Laufen doch etwas weh taten, nahm ich beim Einkaufen direkt etwas für Mittag- und Abendessen mit. Kurze Pause im Zimmer und dann ins Foyer für Internet. Nach einer Weile kam eine junge Japanerin an die Rezeption und ich konnte einige Gesprächsfetzten hören, in denen der Rezeptionist Sie darauf hinwies, dass da ein Ausländer sitzt und ob das für Sie in Ordnung ist. Sie schien kein Problem damit zu haben, denn kurz danach saß Sie mir an der anderen Ecke des Tisches gegenüber. Im ersten Stockwerk schien eine Fortbildung zu sein, da mehrere Personen lautstark Begrüßungsformeln im Chor riefen. Ich musste lachen. Darauf hin sprach Sie mich an und frage ob ich Japanisch spreche. Ein bisschen, erwiederte ich. Wir unterhielten uns etwas und ich zeigte Ihr eine der Aufnahmen die ich auf der Spitze des Turms gemacht hatte. Sie hatte solche Fotos noch nie gesehen und fragte, ob ich Ihr das mit der Kamera zeigen kann. Also ging ich mit Ihr nochmal auf den Turm. 254 Stufen, ich hab gezählt.
Wir schossen einige Fotos und gingen dann noch in die Stadt um Crepes zu essen. Die Kassiererin hatte die beiden Crepes bereits zusammen in die Kasse eingegeben und weil ich gute Laune hatte bezahlte ich kurzer Hand beide. So konnte ich auch die Pasmo Karte (eine elektronische Bus-/Bahn-/Einkaufskarte) ausprobieren. Auf dem Rükweg wollte Sie noch einen Döner zum Abendessen holen. Kaum drei Schritte weg von der Bude, drückte Sie in mir in die Hand und sagt für dich. Ich war etwas verdattert, aber nahm den Döner natürlich an. Kurz darauf fiel mir ein, dass Japaner ungern jemandem einen Gefallen schuldig sind. Wobei ich glaube das mich der Crepe nicht so viel gekostet hat. Naja egal. Sie kam noch mit zur Unterkunft, da Sie eigentlich einen Freund besuchen wollte, der ebenfalls dort wohnt. Ich ließ mir noch Ihre Email-Adresse geben, um Ihr die Fotos schicken zu können und verabschiedete mich um den Döner auf meinem Zimmer zu verdrücken :)