Alltag

Der Donnerstag fängt mit Unterricht in Smart Human Sensing an. In einer kurzen Pause, nach der Hälfte des Kurses, mache ich mich auf den Weg ins Labor, weil ich mit Joana ein Treffen vereinbart habe. Mein Betreuer hat mir geraten mich mit Ihr über das Dissertationsthema zu unterhalten. Als ich am Gebäude ankomme, erreicht mich eine Nachricht, dass Sie heute leider nicht kann und wir das Ganze Verschieben müssen. Mist. Zurück zum Unterricht zu gehen machte jetzt auch keinen Sinn mehr. Ist zu weit. Also trotzdem ins Labor. Vielleicht ist Airi ja schon da. Auch eine Person mit der ich reden sollte. Wobei ich keine Ahnung habe wie sie aussieht. Als ich mich gerade setzten will, spricht sie mich an. Wir unterhalten uns eine Weile. Ich erkläre Ihr, was ich mir als Thema für die Dissertation vorgestellt habe und frage sie nach ihrer Arbeit. Dabei stellt sich heraus, dass Sie an zwischenmenschlicher Distanz (interpersonal distance) arbeitet. Das ist etwas völlig anderes, als ich erwartet habe. Keine Ahnung was sich mein Betreuer dabei gedacht hat :D

Nach dem Mittagessen gehe ich wieder zur Vorlesung im Kunstgebäude. Dabei komme ich an einem Raum voller Statuen und Büsten vorbei. Hier scheinen Studenten zu üben, da lauter Staffeleien mit dem gleichen Motiv herumstehen.

Art Room

In meiner Vorlesung geht es um grundlegende Prinzipien zum Design von Präsentationen und wissenschaftlichen Grafiken. Wir bekommen einige Informatonen zu Farbwahl und Layoutgestaltung, sowie Empfehlungen welche Schriftarten wir für Folien in Japanisch oder Englisch verwenden sollten. Das fand ich sehr aufschlussreich. Danach hab ich noch Kunst und Technologie. Minatsus muss einen kurzen Vortrag darüber halten, was Sie gemacht hat bevor Sie mit dem Studium in Tsukuba angefangen hat und was Sie in der Zukunft geplant hat. Sie träumt von einem tragbaren Gerät (im Sinne von Kleidung) das durch Bewegung genug Strom erzeugt, um ein Display zu betreiben. Auf diese Weise wäre es zum Beispiel durch das Tragen einer Brille mit speziellen Gläsern möglich eine dauerhaft erweiterte Realität zu erzeugen. Dann müssten viele Jugendlichen nicht mehr beim Gehen auf ihr Handy starren.

Minatsu Dream

Den Rest der Stunde rätseln wir über den Sinn und Zweck eines seltsamen Geräts, das uns der Dozent zeigt. Wir bekommen ein großes Blatt Papier und Stifte und sollen bildlich überlegen was das Gerät tut. Yuta kommt zufällig auf die Funktion der Uhr. Es ist ein Kunstwerk das im laufe eines Jahres einen 2 Meter langen Schaal strickt. Verrückt :)

Um kurz vor 5 werden wir zu einer kurzen Vorbesprechung für einen weiteren Kurs gerufen. Wir sollen Diskutieren lernen. Dazu kommt alle 2 Wochen extra ein Dozent aus Tokyo. Diskussionen sind nicht sonderlich typisch für Japan, aber im Hinblick auf die Ausbildung international ausgerichteter Forscher kommen alle Stundenten des Doktorstudiums in den Genuss dieser “Spezialausbildung”. Nach dem Unterricht leiste ich Karlos, der Zeit bis zu einer Besprechung überbrücken muss, etwas Gesellchaft. Das ist glaube ich das erste Mal, dass ich bei Starbucks bin. Er scheint die Bedienung zu kennen und stellt mich vor, was mir einen Gratis-Kaffee bescheert. Wo ich doch überhaupt keinen Kaffee trinke :D Hab einen Schokokeks dazu gegessen, um den Kaffeegeschmack zu überdecken. Danach esse ich mit Chun Kwang in der Mensa zu Abend. Die verschiedenen Teile der Mensa (Ramen, Udon, Curry und ital. Nudeln) haben bis kurz vor 7 am Abend geöffnet. Dank dem Kaffee bin ich ziemlich wach und bleibe bis 1 Uhr in der Nacht im Gemeinschaftsraum. Morgen um kurz vor 9 Uhr ist wieder das wöchentliche Gruppentreffen.