Butterbrot und Bier
Nach der wöchentlichen Gruppenrunde geht es direkt in die Mensa. Danach zurück ins Labor und Zeit überbrücken bis der Chef kommt. Der musste unerwartet nach Tokyo und hat deshalb schon die Gruppenrunde am Morgen verpasst. Alle neuen Studenten haben heute eine halbe Stunde, um ihre Themen zu besprechen. Mein Termin ist der Erste um 14 Uhr. Kurz vor 2 meldet er sich per Email, dass es länger dauert und er erst kurz nach 16 Uhr ankommen wird. Prima, das ist mir zu spät. Ich möchte heute Abend auf eine Veranstaltung des Deutschen Akademischen Austausch Diensts (DAAD). Die Veranstaltung beginnt um 18:30 Uhr, das heißt ich muss spätestens um 17 Uhr vom Bahnhof aus starten. Zum Bahnhof brauche ich auch mindestens 20 Minuten und vorher will ich noch meinen Laptop im Wohnheim ablegen. Dann wird das wohl heute nichts mit dem Treffen. Ich schicke ihm die Unterlagen in denen ich mein Forschungsvorhaben und die voraussichtlichen Ausgaben für dieses Jahr beschreibe. Dann entschuldige ich mich dafür, dass ich den Termin nicht wahrnehmen kann und mache mich auf den Weg nach Tokyo.
Der DAAD veranstaltet ein Treffen bei dem alle vom DAAD geförderten Stipendiaten und deutschen Studenten in Japan herzlich eingeladen sind. Wir bekommen einen kleinen Ausschnitt aus der Oper Hänsel und Gretel zu hören. Und ein älterer Japaner referiert in sehr gutem Deutsch über die Gebrüder Grimm und die Göttinger Sieben. Danach gibt es Butterbrot und Bier. Das Bier ist aus Japan. Das Brot ist auch etwas anders, aber es ist kein Reis. Das zählt. Zudem gibt es Aufschnitt, Käse und verschiedenes Gemüse. Ich treffe Falk und ein paar Andere mit denen ich zusammen beim Auswahlgespräch in Bonn war. Um 21 Uhr ist die Veranstaltung offiziell zu Ende, aber die meisten sind so in ihre Gespräche vertieft, dass uns um halb 10 durch ausschalten des Lichts signalisiert wird, dass wir doch jetzt gehen sollten. Etwas ungewöhnlich, aber durchaus eine nicht misszuverstehende Geste :D
Auf dem Rückweg zur U-Bahnstation weist Falk mir den Weg. Dabei fällt mir erst auf wie Grün Tokyo ist. Wir laufen zwar zwischen einigen Hochhäusern entlang, aber der Weg ist gesäumt von Bäumen und Sträuchern. Und Falk der sich eine Wohnung in der Nähe seiner Uni gemietet hat, berichtet wie erstaunt er war, dass es so ruhig in der Stadt ist. Trotz der 12 Millionen Bewohner im Zentrum.
Auf dem Weg zurück nach Tsukuba kann ich den Japanern beim Schlafen in allen möglichen Positionen (sitzend oder stehend) zusehen. Der stehende Herr auf dem Bild schläft übrigens ;) Das macht mich auch ziemlich müde, so dass ich auch einschlafe. Als ich wieder aufwache schließen sich die Türen gerade und der Zug verlässt Tsukuba. Blöd gelaufen. An der nächsten Station steige ich aus und warte 5 Minuten auf den nächste Zug. Bis ich ins Bett komme dauert dann noch bis 1 Uhr, weil ich vom Bahnhof noch zum Wohnheim laufen muss. Nächsten Monat wird es wirklich Zeit für ein Fahrrad.