Richtig Debattieren

Heute geht es wieder zeitig zur Uni. Um 8 Uhr nehme ich mit Chun Kwang den Bus, um rechtzeitig für den Smart Human Sensing Unterricht an der Uni zu sein. Wir beschäftigen uns heute mit Blutdruckmessgeräten. Welche Messverfahren nutzen sie aus und wo liegen die Stärken, Schwänchen und worauf muss man beim Messen achten. Da wir das Frühstück überprungen haben (ich hatte wenigstens eine Banane) und etwas früher mit dem Unterricht fertig geworden sind, gehen wir um kurz vor 11 Uhr zum Brunchen in die Mensa. Es gibt Udon Nudeln und eine Schüssel Reis mit 3 Stücken frittiertem Schweinefleisch.

Danach vertrödeln wir etwas Zeit im Labor. Ich gehe mit Karlos, um herauszufinden, wo ich die Post für die Arbeitsgruppe abholen muss, wenn ich mit der Aufgabe an der Reihe bin. Um 13:45 Uhr haben wir wieder Unterricht. Richtig Debattieren. Dafür kommt extra ein Dozent von der Universität Tokyo. Japan ist normalerweise nicht auf Konfrontation aus, von daher gibt es normalerweise keine Debattierclubs in den Schulen. Der Dozent hat sich während seiner Schulzeit für das Debattieren interessiert und deshalb an seiner Schule einen Club gegründet. Er scheint in Japan durch das Debattieren bekant geworden zu sein, da er inzwischen Regierungsmitglieder im Argumentieren coacht. Da er extra aus Tokyo zu uns fährt und sonst einen recht vollen Terminkalender hat, haben wir ihn 4 Stunden am Stück bis um 18 Uhr. Das war super anstrengend, aber hat echt Spaß gemacht. Die Stunde über haben wir als Thema immer wieder die Frage aufgegriffen, ob Japan die Todesstrafe abschaffen soll. Zu Anfang war ich ziemlich überrascht, dass alle Japaner im Raum einstimmig dagegen waren, aber ich schätze mal, wenn man damit aufwächst ist man es gewohnt. Und es liegt ja auch nicht unbedingt in der Natur des Japaners an bestehenden Strukturen zu rütteln. Im Laufe der Stunde musste jeder einmal beide Seiten vertreten und am Ende war gut ein Drittel am grübeln, ob es nicht vielleicht doch besser wäre die Todesstrafe abzuschaffen. Da müssen Chun Kwang und ich ja gute Argumente für die Abschaffung gehabt haben, wir waren nämlich von Anfang an gegen die Todesstrafe. Für das nächste Mal in 2 Wochen sollen wir uns auf die Frage vorbereiten, ob Japan sich an der Erforschung militärischer Roboter beteiligen soll. Ich bin schon auf das Ergebnis gespannt.

Zum Abendessen holen Karlos, Chun Kwang und ich uns ein Bentobox aus einem kleinen Shop in der Nähe der Uni. Der Laden hat große Portionen zu studentenfreundlichen Preisen. Für mein Abendessen habe ich knapp 4 Euro, statt wie sonst 6 Euro bezahlt. Wir essen zusammen im Gemeinschaftsraum und schauen dabei einen Anime.

Morgen steht wieder japanisch Unterricht an. Außerdem will ich mir endlich einen Kühlschrank kaufen und ich brauche Sportschuhe für das Völkerball Turnier am Unisporttag kommendes Wochenende.