Voller Terminplan
Letzten Montag war mal wieder Feiertag. Ich war wieder mit Frau Kobayashi bei den Reisfeldern. Diesmal haben alle den geernteten Reis gemeindschaftlich von von den Spelzen zu trennen. Dafür musste der Reis erst aus einem 3 Minuten entfernt gelegenen Lager geholt werden.
Wir haben insgesamt gut 750 Kilo Reis durch die Maschine geschüttelt. Zwischendurch mussten wir eine kurze Pause machen, weil der Keilriemen überhitzt war und angeschmolzen ist.
Nachdem wir mit der Arbeit fertig waren, haben wir auf dem nach Hauseweg einen kurzen Halt gemacht, um einen Teil des Reises zu polieren. Ich hab nicht schlecht gestaunt als wir neben einer kleinen unscheinbaren Hütte auf einem Parkplatz gegenüber eines Supermarkts angehalten haben. Wie so vieles in Japan läuft auch hier alles automatisch. Man füllt seinen Reis in eine Öffnung, wählt die Polierstufe und muss, nach Drücken des Startknopfes, nur ein paar Minuten warten bis der Reis seine Verwandlung von Braun zu Weiß vollzogen hat.
Am Abend bin ich mit Frau Kobayashi, Minatsu und Chun Kwang zum Tsukuba Ramen Festival. Für den Preis von 6 Euro hat man einen Coupon für eine Portion Ramen (Nudeln in Brühe) erhalten. Für umgerechnet lächerliche 10 Cent konnte man kleine Schüsselchen kaufen um die Nudeln zu teilen. Jeder von uns hat eine Portion mit anderer Brühe und Zutaten gewählt, so konnten wir 4 völlig verschiedene Varianten probieren. Das war sehr lecker :)
Am Dienstag habe ich am Morgen die Nachricht erhalten, dass mein Konferenzbeitrag angenommen wurde. Den Rest des Tages habe ich daher nach einem Flug und einer Unterkunft in Adelaide (Australien) gesucht und den Papierkram für Geschäftsreisen erledigt. Am Nachmittag war außerdem noch der Gesundheitscheck für die Teilnahme am Parabelflug im Spaceart Workshop.
Den Mittwoch habe ich damit verbracht mein Konzept für das Experiment während des Parabelflugs zu überarbeiten und eine Demo in einer transparenten Shampoo-Flasche zusammenzurühren. Am Ende möchte ich sowas ähnliches wie in diesem Bild bzw. Video erreichen und sehen, wie sich das bei Schwerelosigkeit verhält.
Donnerstag habe ich Unterricht und ein bisschen Stress, weil wir kommende Woche unser Experiment bei der japanischen Weltraumbehörde JAXA vorstellen sollen. Ich hatte mir noch nicht genau überlegt wie der Aufbau aussehen muss und womit ich die Flüssigkeit im Zaum halte. Außerdem scheint auch auf diese Flug die Restriktion von 200 Millilitern zu gelten, obwohl es in diesem Fall keinen Grund dafür gibt. Das macht das Unterfangen noch etwas schwieriger als es ohnehin schon ist.
Am Freitag setzt sich meine Suche nach Bauteilen fort und ich stelle fest, dass die Teile, welche ich für meinen Aufbau verwenden möchte, mindestens eine Woche brauchen bis sie geliefert werden. Bis zum Ende des Tages bin ich zu keiner brauchbaren Lösung gekommen, wie ich die Teile rechtzeitig bekomme ohne sie aus eigener Tasche zu bezahlen oder selbst herzustellen. Zwischendurch hatte ich eine Vorlesung zum Thema Projektmanagement. Der Dozent war lange Projektmanager bei der Firma Intel und hat uns jede Menge interessanter und lehrreicher Anekdoten erzählt und uns in kleinen Übungen unsere eigenen Projekte bearbeiten lassen. Um 18 Uhr habe ich mich noch mit Herrn Enzaki getroffen, um etwas Hilfe bei der Synchronisierung von 2 Beamern im Large Space zu erhalten. (Sehr anstrengender Tag und der Gipfel des Stresses -.-)
Am Samstag hat die Arbeitsgruppe trotz schlechten Wetters ihr Grillfest abgehalten. Dazu sind wird mit mehreren Autos in einen Wald außerhalb von Tsukuba gefahren. Dort gab es mehrere Unterstände mit Sitzgelegenheiten und Gills. Wir haben jede Menge gegessen, etwas Fußball im Regen gespielt und sehr viel in einem Mischmasch aus Japanisch und Englisch geredet :) Als wir am späten Nachmittag wieder zurück auf dem Unigelände waren, habe ich mit den Jungs aus dem Labor noch ein paar Runden Mario Kart gespielt bevor ich nach Hause bin. Im Gemeinschaftsraum habe ich dann noch bis Mitternacht Anleitungen und Teile für den Bau eines Elektroschlagzeugs gesucht. Ich hatte mir in Deutschland schon einmal Piezosensoren bestellt, um ein MIDI-Schlagzeug zu bauen. Das MIDI-Schlagzeug sendet bei jedem Schlag nur ein Kontrollsignal an den Computer, wo dann der Schall erzeugt wird. Aus Zeitgründen habe ich es aber nie zu Ende gebracht. Diesmal wird es ganz sicher was :D
Am Sonntag habe ich die Präsentation eines Konferenzbeitrages zur Verbesserung der Erkennung von Sprache für die Arbeitsgruppe vorbereitet und die rauchigen Klamotten vom Grillen gewaschen. Außerdem ist mir eine Lösung für mein Dilemma mit den Bauteilen des Parabelflugexperiments eingefallen. Ich improvisiere diese Woche noch einmal mit einem Marmeladenglas durch dessen Deckel ich die Unterwasserhülle einer 360 Grad Kamera führe.
Nächste Woche muss ich, neben dem improvisierten Experiment, dringend die Verbesserungsvorschläge der Korrektoren in meinen Konferenzbeitrag für Australien einarbeiten. Außerdem sollte genug Zeit sein, um nach einer Jacke zu suchen. Durch den vielen Regen liegen die Temperaturen jetzt um die 13 Grad und das ist mir ohne Jacke und mit nur einem dicken Pullover langsam doch etwas zu kalt :P